Schulprojekte im Sudan und Südsudan
Nubaberge: Bau eines Mädchenwohnheims in Gidel
Ein Projekt der Bishop Gassis Relief and Rescue Foundation (BGRRF)
Dieses Projekt soll den von der Krise betroffenen Schülerinnen den Zugang zu hochwertiger Bildung sichern. Ein sicheres Lernumfeld im Internat ist unabdingbar, weil die Schülerinnen mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Dazu zählen unter anderem Übergriffe von Männern sowie Zwangsverheiratungen in der eigenen Familie, wenn die Schülerinnen eine reguläre Schule besuchen. Mit dem Bau dieses Mädchenwohnheims für die Internatsschülerinnen wird ein Schutzraum für die Mädchen geschaffen.
Bau eines Schlafsaals für Mädchen an der St. Joseph Sekundarschule
Am Bau des Wohnheims beteiligen sich die örtliche Gemeinde sowie Sister Nicole Rotaru von den Sisters-of-Mercy-Schwestern in Australien & Papua-Neuguinea und die Initiative Pater Stephan in Deutschland. Die Gemeinde lieferte Baugrund, Sand, Steine, Wasser und einige Ziegel sowie Arbeits- und Sicherheitskräfte. Das Internat wird den Mädchen der Sekundarstufe helfen, Problemen zu entgehen wie frühe Schwangerschaften, Zwangsheiraten und Fehlzeiten. Zudem gewährleistet es den Verbleib an der Schule und ermöglicht bessere Schulleistungen, persönliche Hygiene sowie Sicherheit. Die alten Zelte, die momentan als Unterkünfte für die Mädchen dienen, sind in einem sehr schlechten Zustand. Schlangen und andere wilde Tiere, die in der Gegend sehr häufig sind, können ungehindert in die Zelte eindringen.
Bauaufsicht für den Fortschritt des Baus
Nachdem die Finanzierung des Bauprojekts gesichert war, wurde im Februar 2020 ein Bauausschuss gegründet, der sich aus dem Gemeindepfarrer, einer BGRRF-Bildungsbeauftragten, dem BGRRF-Finanzverwalter, dem Schulleiter und Elternvertretern zusammensetzte. Sie alle beaufsichtigen den Fortschritt der Baumaßnahmen. Der Ausschuss befasste sich mit folgenden Planungs- und Budgetierungsmaßnahmen:
- dem von der Gemeinde Gidel zur Verfügung gestellten Baumaterialien, Arbeitskräften und dem Sicherheitspersonal,
- dem voraussichtlichen Fertigstellungstermin des Wohnheims,
- der Beschaffung und Lieferung der benötigten Materialien für den Bau,
- den möglichen Risiken, die die Fertigstellung des Baus verzögern könnten.
Wiedereröffnung der Schule in den Nubabergen
Die Bildungsbehörde in den Nubabergen schloss im März alle Bildungsstätten, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Als Reaktion darauf entwickelte die BGRRF einen Plan für die Schulen um die Auswirkungen der Schließungen abzumildern und zumindest eine abgeschwächte Kontinuität des Schulbetriebs zu gewährleisten. Nach einer längeren Schulschließung hat die politische Führung in den Nubabergen am 14. Juli beschlossen, die Schule zumindest für die Abschlussklassen der Grund- und der Sekundarschulen schrittweise wieder zu öffnen. Dies geschah, weil in den Nubabergen kein einziger Fall von COVID19 gemeldet wurde. Die Lernenden können sich in den Schulen frei bewegen – unter Beachtung der üblichen Vorsichtsmaßnahmen gegen COVID-19. Nach der Wiedereröffnung haben sich 350 Schülerinnen und Schüler in sechs Schulen gemeldet und der Unterricht läuft reibungslos.
Haupthindernisse bei der die Fertigstellung des Mädchenwohnheims
Das Wohnheim sollte im Mai 2020 fertiggestellt sein. Aber aufgrund von Lieferproblem erhöhten sich sprunghaft die Preise für Baumaterialien, sodass deutlich weniger gekauft werden konnten und sich die Fertigstellung stark verzögert. Nicht nur dass sich die Preise für Baustoffe mehr als verdoppelten, hinzu kam der Beginn der Regenzeit, die sich bis in den Oktober 2020 hinziehen kann. Deshalb kann das Wohnheim wahrscheinlich nicht vor November bezogen werden.
Wohnheim fertiggestellt
Trotz aller Hindernisse gelang es den Verantwortlichen, das Mädchenwohnheim am 30. Oktober 2020 fertigzustellen. Die Bewohnerinnen bedankten sich in einem Video bei allen, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben. Hier das Video:
Text und Fotos: Agnes Mugabo (Bildungsbeauftragte der BGRRF in den Nubabergen)
Übersetzung: Gabriele Haldenwang; Ulrich Mannsbart
Grundschulen und Sekundarschulen in den Nubabergen (Südkordofan, Sudan)
In den Nubabergen unterstützt die Initative mehrere Schulen, die Bischof Macram Max Gassis (Diözese El Obeid) gegründet hat: Es sind die St. Daniel Comboni Primary School und die St. Peter and Paul Primary School in Gidel, die St. Vincent Ferrer Primary School in Kauda sowie die St. John Primary School in Kharqa sowie die St. Joseph Secondary School (Internat) in Gidel, Primary Schools in Tombore und Lugi.
Alle Schulen wurden aus Steinen, Lehm und Gras errichtet und bieten Unterrichtsräume für jeweils sieben Klassen sowie eine Vorstufe an. Um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, muss das Personal entlohnt und Schulmaterial finanziert werden. Hinzu kommt die Instandhaltung von Gebäuden und Einrichtungen.
Besonderen Wert legen wir auf Beziehungen zwischen Bildungseinrichtungen in Deutschland und den Schulen im Sudan. Im Lauf der Jahre sind so enge Kontakte zur Diözese El Obeid und ihren Schulen und Gemeinden entstanden. Es gibt einen reichen Brief- und Bilderwechsel zwischen den Schulen im Sudan und der Katholischen Grundschule St. Bonifatius in Düsseldorf, dem Jugenddorf Christophorusschule in Königswinter sowie einer Schule in Itzehoe. So gewinnen Schülerinnen und Schüler aus dem Sudan und Deutschland einen Einblick die Lebensweise des jeweils anderen Landes.
Schulen Twic-County (Südsudan)
In dieser Region unterstützt die Initiative Pater Stephan e.V. sieben Grundschulen und drei Sekundarschulen. Durch eine Spende konnten wir einen finanziellen Beitrag zur Ausstattung eines Lehrerausbildungszentrums leisten. Alle Schulen bestehen aus gebrannten Lehmziegeln und einem Wellblechdach.
Aktuell lernen an den zehn Schulen in Twic-County etwa 6000 Schülerinnen und Schüler. An zwei Schulen müssen aktuell Gebäude renoviert werden. Schwere Regenfälle und heftige Stürme hatten große Schäden angerichtet.
IPS fördert Schulausbildung in Narus (Südsudan)
In Narus im Südsudan unterstützt die Initiative Pater Stephan e.V. (IPS) Bildungsprogramme, indem sie Schulen, Lehrer und Schüler finanziell fördert. Mit den Schulgeldern werden ausschließlich Schüler aus der Gemeinde Boma unterstützt. Denn Boma wurde im Jahr 2013 durch den Angriff abtrünniger Rebellen komplett zerstört.
Im Zuge dessen besetzten Rebellen die Grundschule, so dass kein Schulbesuch mehr möglich war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die IPS die Grundschule in Boma unterstützt. Daraufhin beschloss IPS, Schülern aus Boma eine Schulausbildung in Narus zu ermöglichen.
Von IPS geförderte Schüler aus Boma an der St. Patrick´s Sekundarschule in Narus
Gute Chancen für junge Leute aus Boma
Seit langem unterstützt die IPS die Schüler aus Boma. Boma liegt in der Region Greater Upper Nile im Südsudan. Es gibt dort keine Grundversorgung im Bereich Gesundheit und Bildung, die meisten Einwohner sind Analphabeten und haben noch nie eine Schule besucht.
Die Pfarrgemeinde St. Joseph betreut in Narus sechs Schulen:
- die St. Daniel Comboni Jungengrundschule,
- die St. Bakhita Mädchengrundschule,
- die St. Bakhita Mädchen Sekundarschule,
- die Lopua Memorial Sekundarschule,
- die neue St. Patrick´s Sekundarschule für Jungen
- die Vorschule St. Joseph
(Bis auf die Lopua Memorial Schule sind alle Internate.)
Kinder der Vorschule St. Joseph
Das Ausbildungsprogramm des IPS sieht vor, junge Menschen aus Boma in Narus auszubilden, damit diese danach ihre Dorfgemeinschaften unterstützen und weiterentwickeln können.
St. Daniel Comboni Hauptschule für Jungen in Narus
Hilfe des IPS unter schwierigen Umständen
Die Lopua Memorial Sekundarschule in Narus ist eine staatliche Schule. Im Jahr 2016 wurde sie – wie viele anderen staatlichen Schulen im Südsudan – geschlossen. Der Grund: die Regierung konnte die Bildungseinrichtungen aufgrund politischer, sozialer und wirtschaftlicher Probleme nicht mehr finanzieren.
In dieser schwierigen Situation wandte sich der damalige Gemeindepfarrer Emmanuel Obi an die IPS und bat um Hilfe. Daraufhin finanzierte die IPS Lehrergehälter, Schulgebühren und die Schulspeisung.
Zudem sorgt IPS ab diesem Zeitpunkt für monatliche Zuschüsse für Lehrer, um diese an der Schule zu halten und übernimmt laufende Kosten der Schule wie z.B. die für Schulhefte, Lehrbücher und andere Unterrichtsmaterialien. Da die Schule eine Tagesschule ist und die Mehrheit der Schüler von weit herkommt, unterstützt die IPS auch ein Ernährungsprogramm in der Schule.
Pater Stephan, Lopua-Schüler und Schwester Susan in Narus 2015
Dürre und Hungerkatastrophe erforderten Notmaßnahmen
Im Jahr 2017 erlebte der Südsudan eine längere Dürre, die zu einer Hungerkatastrophe führte. In dieser Situation kam IPS den Schulen der Gemeinde Narus zu Hilfe und stellte 5000 Euro für den Kauf von Lebensmitteln zur Verfügung, um die Schüler in allen Schulen in der Umgebung zu versorgen. Diese finanziellen Nothilfemaßnahmen ergänzten die regelmäßige Zahlung der Schulgebühren für die Boma-Schüler in den fünf Schulen. Außerdem finanziert die IPS seitdem ein Ernährungsprogramm für die Ferien. Es kommt Schülern zugute, die aus dem entfernten Boma kommen und in den kurzen Ferien nicht nach Hause fahren können.
St. Bakhita Hauptschule für Mädchen in Narus
Mädchen und Jungen gleichermaßen unterstützen
2018 waren 574 Mädchen in der St. Bakhita Mädchenhauptschule angemeldet und 200 junge Frauen in der St. Bakhita Mädchensekundarschule. In der Lopua Sekundarschule hatten wir 160 Schüler, in der St. Daniel Comboni Hauptschule waren es über 420 und in der St. Joseph Vorschule insgesamt 200 Schüler.
2019 wurde die St. Patricks Secondary Boys School gegründet. Hintergrund war das Fehlen einer weiterführenden Schule für Jungen neben der St. Bakhita Mädchen Sekundarschule. Diese Trennung ergab sich aufgrund der Tatsache, dass in gemischten Schulen viele Mädchen die Ausbildung abbrachen.
2019 nahmen bereits 50 Schüler am Unterricht teil, im Jahr 2022 soll die anvisierte Kapazität von 400 Schülern erreicht werden. Aktuell fertiggestellt sind ein Verwaltungsgebäude, ein Schulgebäude mit Schlafräumen, eine zusätzliche Unterkunft für Lehrer, eine Bücherei, Klassenräume, provisorische Toiletten und Waschräume sowie ein Labor für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Geplant ist, die provisorischen Wellblechtoiletten und -waschräume zu ersetzen. Dazu soll ein neues Gebäude errichtet werden.
Die St. Patrick´s Sekundarschule für Jungen wurde von den St. Patrick´s Missionary Society gegründet und liegt in Nadapal an der Grenze zu Kenia.
St. Bakhita Mädchensekundarschule in Narus
Dieser Bericht basiert auf Aufzeichnungen von Father Emmanuel Obi, dem ehemaligen Pfarrer der St. Josephs Gemeinde in Narus im Südsudan.
Text: Gabriele Haldenwang; Ulrich Mannsbart
Fotos: IPS