Ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie, wenn Sie nicht bereits geholfen haben oder bereits Pläne für Hilfsmaßnahmen haben, dazu beitragen werden, jedes einzelne Menschenleben im Südsudan zu retten, das gerettet werden kann. Ich weiß, dass ich nicht an Ihre Hilfsbereitschaft für die Menschen im Südsudan appellieren muss, sondern dass Sie wissen, was getan werden muss, um zu helfen.
Der Weg zur schlussendlichen Unabhängigkeit des Südsudans ist nicht sorgfältig begonnen worden. Unglücklicherweise ist der Südsudan nun auf sich selbst zurückgeworfen worden. So viele unschuldige Leben sind verloren worden auf dem Weg zwischen Dezember 2013 und unserem Zusammenkommen hier anlässlich dieser Konferenz. Deshalb ist Ihre Sorge um die Tragödie der einfachen südsudanesischen Bürger so sehr willkommen angesichts eines sich nicht einstellenden Friedens in diesem Land.
Ein Friedensabkommen jener Art, wie es nun dem Südsudan mit dubiosen Methoden aufgezwungen worden ist, ist zu keiner Zeit auf der Welt in einem vergleichbaren Friedensprozess zur Anwendung gekommen. Liest man das Friedensabkommen für den Südsudan vom August 2015 sehr sorgfältig, kommt man zu der Schlussfolgerung, dass es hier um einen erneuten Regierungswechsel im Südsudan geht – allerdings ohne das Prozedere einer ordentlichen Wahl mit einer Wählerschaft im Südsudan.
Am 15. Dezember 2013 dachte jemand in Juba, der Hauptstadt des Südsudans, dass man die militärische Macht habe, um die Geschäfte einer Regierung zu übernehmen, die weniger als drei Jahre zuvor gewählt worden ist. Die nächste Wahlrunde stand nur etwas weniger als zwei Jahre entfernt.
Eine vernünftige, ambitionierte Führungspersönlichkeit, die bereits über die vergangenen acht Jahre ein Teil dieser neuen Macht im Südsudan gewesen war, hätte auf diese nächste Wahlrunde warten können, um sich in einem Wettbewerb mit der bestehenden Macht zu messen. Und falls gewählt, hätte er friedlich die Macht übernehmen und seinem Land die Zerreißprobe ersparen können, der es aktuell unterliegt.
Angesichts der Art und Weise, wie man im Südsudan eigentlich traditionell mit Problemen umgeht, hätten die Ereignisse im Dezember 2013, schon bei einem Versuch, Macht mit Gewalt zu übernehmen, sofort verurteilt werden müssen. Dies geschah nicht. Tatsächlich legte das Verhalten der Weltöffentlichkeit nahe, dass eine gewisse Enttäuschung darüber bestand, dass der Staatsstreich nicht gelungen war.
Da ein solch versuchter Staatsstreich im Südsudan dergestalt nicht angemessen niedergeschlagen worden ist, entwickelte sich die Situation in eine Art Bürgerkrieg. Die Lösung hätte allein durch einen Friedensprozess stattfinden können. Dieser jedoch hätte im Vorfeld einer Verurteilung des fehlgeschlagenen Staatsstreiches bedurft.
Was nun unglücklicherweise geschah, ist, dass ein Friedensprozess stattgefunden hat, der offensichtlich eine Revolte positiv beantwortet hat – das ist nun, wie man sehen kann, der Fall im Südsudan. In einem solchen Szenario kann kein nachhaltiger Friede erreicht werden.
Aber selbst wenn die beiden Parteien des gegenwärtigen Friedensabkommens, das gerade im Südsudan umgesetzt wird, erfolgreich miteinander kooperieren würden bei der Umsetzung dieses Friedensabkommens – jene, die im Dezember 2013 versucht haben, Macht mit Gewalt zu übernehmen und deren Versuche nun mit Macht belohnt wurden – sind sie nicht die einzigen bewaffneten, ambitionierten Führungspersönlichkeiten im Südsudan.