Dr. Bona Malwal: Wann gibt es Frieden im Südsudan?

Wie können diese nicht gewählten, ausländischen Herren dann glauben, dass dies Frieden im Südsudan bringen wird? Wir werden diese Frage auf dieser Konferenz nicht beantworten können.

Die These, die ich Ihnen hier präsentiert habe, will meinen, dass es nicht allein die politisch Verantwortlichen im Südsudan sind, welche die Situation für die Menschen im Südsudan so schwierig gemacht haben. Hier mischen zu viele ausländische Köche mit. Sprichwörtlich gesagt: „Zu viele Köche verderben den Brei für das Volk im Südsudan“.

Da die jüngste Situation im Südsudan sich zwischen Krieg und Frieden bewegt, erscheint es vielleicht angemessen, einen Blick darauf zu werfen, wie sich die politische Macht im Südsudan entwickelt hat, seit das Land am 9. Juli 2011 unabhängig wurde.

Geht man von einer angemessenen Beachtung der Befreiungspersönlichkeiten in Kategorien der Macht in der Weltöffentlichkeit aus, so haben jene, die den Südsudan befreit haben zwischen August 1983 und Juli 2005, nämlich die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA), genug Anerkennung über einen ausreichenden Zeitrahmen erhalten.

Es erscheint mir, als sei der Weg zu einem Frieden im Südsudan und seiner Zukunft, nun, da die internationale Gemeinschaft – jene Mächte, die in dieser Welt beschließen, die Situation im Südsudan zu klären, ohne den Menschen im Südsudan dabei eine Rolle einzuräumen – an einem Punkt, an dem diese Mächte der internationalen Gemeinschaft auf ihre eigenen vorangegangenen Entscheidungen schauen sollten, die den Südsudan dahin gebracht haben, wo er heute steht.

Was nun als erstes für alle Mitglieder der internationalen Gemeinschaft notwendig erscheint – all jene Beteiligten, die das umfassende Friedensabkommen CPA (Comprehensive Peace Agreement) 2005 möglich gemacht haben zwischen Khartum und Juba – ist, einige ihrer Schritte erneut zu reflektieren. Das bedeutet nicht, dass alle Schritte, welche die internationale Gemeinschaft auf den Weg gebracht hat, um das CPA zu ermöglichen, falsch waren.

Viele dieser Schritte sind positiv, und ungeachtet dessen, was die Menschen im Südsudan danach ereilt hat, als eine Folge falscher Schritte des CPA, sind die Menschen im Südsudan der internationalen Gemeinschaft dankbar dafür, dass sie dabei geholfen hat, sich eines barbarischen Systems in Khartum zu entledigen, das sich ihrer über fast 60 Jahre bemächtigt hatte.

Ungeachtet dessen, was die Menschen im Südsudan seit dem CPA ereilt hat, bedauern sie eines nicht, ihre Unabhängigkeit von Khartum. Die Menschen im Südsudan wissen einfach nicht, wie sie ihre Unabhängigkeit positiver, besser umsetzen können.

Es gibt da sicherlich Schritte, welche die internationale Gemeinschaft unternehmen kann, Schritte, die hilfreich sein können für den Südsudan, um eine transparentere und wettbewerbsfähigere Regierung in Juba, der Hauptstadt des Südsudans, zu etablieren.

Der erste Schritt für die internationale Gemeinschaft könnte sein, Bedingungen im Südsudan zu schaffen, die es den Menschen im Südsudan ermöglichen, ein transparentes und glaubwürdiges demokratisches Regierungssystem zu entwickeln, das sie einschließt.

Die internationale Gemeinschaft unterhält bereits eine sehr große Streitmacht der Vereinten Nationen im Südsudan. Dabei wird ein Denken in Kategorien eines Regierungswechsels nicht funktionieren, ein Denken in jenem Muster, dass dann z. B. dieser starken Streitmacht der Vereinten Nationen gestatten würde, das Land zu übernehmen und es selbst zu führen, quasi als neue Herrscher im Südsudan.

Das Volk, die Südsudanesen, wird keine ausländische Führung akzeptieren, nachdem es sich gerade befreit hat von einer 60jährigen Bedrohung durch Khartum. Dabei spielt es keine Rolle, wie man ein solches System etikettieren würde, hätte es auch noch so einen verheißend anmutenden Namen. Der einzig durchführbare Weg ist deshalb für die Menschen im Südsudan und die internationale Gemeinschaft, im Chaos zu verharren, das die derzeitigen Führungspersönlichkeiten im Sudan ihrem Volk beschert haben, bis sich der nächste Schritt ergibt.

Die dreißig Monate dieses eher hässlichen Friedens der zwischenstaatlichen Entwicklungsbehörde IGAD (Intergovernmental Authority on Development) sollte nun vorüber sein. Dieses neue System der IGAD impliziert denselben Irrtum wie den des CPA 2005 zuvor. 2005 übergab IGAD die Macht des südsudanesischen Volkes allein an eine bewaffnete Gruppe.

Kein Wunder, dass die IGAD 2015 so verfahren ist, denn auch das CPA aus dem Jahr 2005 war ein IGAD Prozess. Die internationale Gemeinschaft sollte nun diese gegenwärtige Interim-Periode des Friedensabkommens vom August 2015 entwickeln und die Zeit nutzen, um eine angemessene Überganszeit auszufüllen.

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