Bischof Paride Taban ist tot

Er setzte sich unerschrocken für Frieden und Gerechtigkeit im Südsudan ein

Bischof Paride Taban (re.) und Bischof Macram Max Gassis
Bischof Paride Taban (re.) und Bischof Macram Max Gassis

Der emeritierte Bischof Paride Taban starb Anfang des Monats in der kenianischen Hauptstadt Nairobi im Alter von 87 Jahren. Geboren 1936, trat er sein bischöfliches Amt 1980 als Weihbischof in der Erzdiözese Juba im Südsudan an und wurde 1983 zum ersten Bischof von Torit ernannt. Aufgrund des Bürgerkrieges zwischen Nord- und  Südsudan musste er 1984 ins Exil fliehen.

Humanitäre Initiativen

Taban war Mitbegründer des Südsudanesischen Kirchenrats, der zahlreiche ökumenische Initiativen ins Leben rief, darunter Entwicklungsarbeit, humanitäre Hilfe und die Ausbildung von Führungskräften.     

Zudem gründete er das Friedensdorf in Kuron, eine Art Leuchtturmprojekt für den Frieden im krisengeschüttelten Südsudan.

2013 erhielt er den Sergio-Viera-de-Mello-Friedenspreis der Vereinten Nationen. Damit ehrte die UN sein außergewöhnliches Engagement für die Versöhnung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen.

Mitstreiter von Bischof Macram Max Gassis

Taban war auch ein sehr guter Freund und Mitstreiter des kürzlich verstorbenen Bischofs Macram Max Gassis. Mit ihm ist nun erneut ein unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit im Südsudan gestorben. Es ist ein großer Verlust.

Pater Stephan von IPS hat am Trauergottesdienst in der südsudanesischen Hauptstadt Juba teilgenommen. Durch Bischof Paride Taban war Pater Stephan erst in den Südsudan gekommen und sehr eng mit ihm verbunden. (gh/um)

Quellen: UN/EYE-Radio/Fides/IPS

Fotos: IPS

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Krieg im Sudan geht weiter

Der fast vergessene Krieg im Sudan geht weiter und er fordert viele Opfer. Millionen Menschen sind auf der Flucht, sowohl Nahrung als auch Medikamente fehlen. IPS hilft und bittet dafür um Spenden.

Laster bringen Flüchtlinge aus dem Sudan in den Südsudan
Laster bringen Binnenflüchtlinge innerhalb des Sudans in die Nubaberge (Foto: IPS)

Die schlechten Nachrichten aus dem Sudan reißen nicht ab: Laut ZDF-Informationen flüchten 1,2 Millionen Menschen aus dem Sudan, viele von ihnen in die Nachbarländer Südsudan, Tschad, Zentralafrikanische Republik und Äthiopien. Die Vereinten Nationen melden aktuell insgesam 5,5 Millionen Flüchtlinge, darunter über 4 Millionen Binnenflüchtlinge.

4,2 Millionen Binnenflüchtlinge

Nach Angaben der UN-Flüchtlingshilfe sind die meisten Flüchtlinge, die in den Südsudan kommen (rund 250.000), Rückkehrerinnen aus dem Sudan. Demnach suchen zur selben Zeit 4,2 Millionen Menschen innerhalb des Sudans Schutz vor dem Krieg. Sie fliehen unter anderem in die Nubaberge, weil ihnen die Mittel fehlen, das Land zu verlassen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen bezeichnet den Krieg im Sudan als einen der „aktuell verheerendsten Kriege“.

Die Flüchtlinge sind Opfer eines Machtkampfes zwischen dem sudanesischen Militär und Milizen (Rapid Support Forces – RSF), die schon in früheren Konflikten in Darfur (Sudan) zigtausende Menschen ermordet haben. 

Der Krieg geht weiter: Sudan-Flüchtlinge im Südsudan
Der Krieg geht weiter: Binnenflüchtlinge in den Nubabergen im Sudan (Foto: IPS)

Medizinische Versorgung zusammengebrochen

Die medizinische Versorgung ist laut UN weitgehend zusammengebrochen. Seuchen wie die Cholera drohen und rund 1.200 Kinder seien aufgrund von Mangelernährung und Maserninfektionen gestorben. Die Bilanz des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) lautet: „Die humanitäre Lage im Lande verschärft sich durch den Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff, den eingeschränkten Zugang zu Kommunikationsmitteln und Elektrizität sowie die explodierenden Preise für lebenswichtige Güter.“ 

Die Initiative Pater Stephan hilft

Die Initiative Pater Stephan e.V. (IPS) hat bereits Geldmittel zur Verfügung gestellt: Damit konnten 1.200 Flüchtlinge und Rückkehrer, die in den Nubabergen ankamen, mit Lebensmittel versorgt werden. Dies ist natürlich nicht genug, denn viele Menschen benötigen weiterhin unsere Hilfe.

IPS hat natürlich nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten, die sich aber mit Spenden erweitern lassen.

Deshalb bitten wir Sie um großzügige Unterstützung für die notleidenden Flüchtlinge, hauptsächlich Kranke, körperlich Beeinträchtigte, unbegleitete Kinder und alleinstehende Frauen mit Kindern.  (um)

Für Ihre Hilfe steht folgende Bankverbindung zur Verfügung:

Initiative Pater Stephan e.V.
Sparkasse Mittelmosel
Konto-Nr.: 600 324 48
BLZ: 587 512 30
IBAN: DE 92 5875 1230 0060 0324 48
SWIFT-BIC: MALADE51BKS

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Bischof Macram ist von uns gegangen

Der Tod von Bischof Macram Max Gassis lässt eine wichtige Stimme für den Frieden im Sudan und Südsudan für immer verstummen

Bischof Macram Max Gassis
Bischof Macram Max Gassis *21. Sept. 1938 + 4. Juni 2023

Mit tiefer Trauer und schwerem Herzen nehmen wir Abschied von Bischof Macram Max Gassis, einem wahren Humanisten und einem lieben Freund der Initiative Pater Stephan e.V. (IPS). Er war ein unermüdlichen Kämpfer für Menschlichkeit, Bildung und Entwicklung.

Bischof Macram starb am 4. Juni 2023 im Alter von 84 Jahren und hinterlässt ein außergewöhnliches Vermächtnis.  

Mit großer Hingabe und unermüdlicher Energie kämpfte er für die Menschen in den Nubabergen im Sudan und in der Region Twic im Südsudan. Er setzte sich vor allem für die Entwicklung der von Kriegen gezeichneten Länder ein.  

Bischof Macram war ein Mann von tiefem Mitgefühl, dessen Einsatz für das Wohl anderer keine Grenzen zu kennen schien. Durch seine bemerkenswerte Arbeit brachte er Hoffnung in Gemeinschaften, die von Konflikten und Not schwer gezeichnet waren.

Unermüdlich auf das Leid der Menschen aufmerksam gemacht

Im Laufe seines Lebens stellte sich Bischof Macram furchtlos den Herausforderungen, mit denen die Menschen in den Nubabergen und im Südsudan konfrontiert waren. Er arbeitete unermüdlich daran, die Weltöffentlichkeit auf das Leid der Menschen aufmerksam zu machen. In seinen engagierten Auftritten im Ausland legte er schonungslos die Christenverfolgungen und vielfachen Menschenrechtsverletzungen im Sudan offen. Deshalb verfolgte ihn das islamisch-fundamentalistische Regime und sein Leben war in Gefahr, was ihn wiederum ins Exil zwang.

Schulen gebaut und Bildungsprogramme ins Leben gerufen

Bischof Macrams Glaube an die Kraft der Bildung war tief verwurzelt und veranlasste ihn zur Gründung von Schulen und Bildungsprogrammen.  So konnten und können Generationen von jungen Menschen das Wissen und die Chancen für eine bessere Zukunft erhalten. Denn er war davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel ist, um den Teufelskreis von Armut und Gewalt zu durchbrechen.

Krankenhäuser und Brunnen errichtet

Darüber hinaus ließ er Krankenhäuser bauen und Brunnen errichten, damit die Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhielten. Um seine Ziele zu verwirklichen, reiste er vom Exil in Nairobi aus um die Welt: Er fungierte dabei als Stimme der Menschen in den Nubabergen und im Südsudan und sammelte Gelder für seine Hilfsprojekte.

Wir von der IPS unterstützen diese Projekte seit über 20 Jahren und werden dies auch weiterhin tun.

Bischof Macram mit südsudanesischen Gemeindepriestern
Bischof Macram mit südsudanesischen Gemeindepriestern
Bischof Macram mit Ordensschwestern im Südsudan
Bischof Macram mit Ordensschwestern im Südsudan
Der Bischof in der Abtei Himmerod anläßlich der Weltgebetsnacht
Der Bischof in der Abtei Himmerod anläßlich der Weltgebetsnacht

Geschätzter und respektierter Freund

Bischof Macram war ein geschätzter und respektierter Freund unserer Initiative und teilte unsere Vision einer gerechten Welt ohne Konflikte und Zwietracht.  Die Zusammenarbeit mit ihm und seine Freundschaft waren für uns von unschätzbarem Wert.

Wir werden ihn sehr vermissen und uns weiter von seiner Vision leiten lassen.

Möge er in Frieden ruhen

Der Vorstand der Initiative Pater Stephan

(Text: G. Haldenwang/U. Mannsbart; Fotos: IPS)

Anmerkung der Redaktion: Wer gerne mehr über Bischof Macram erfahren möchte, dem sei die Biographie „An Angry Shepard: Sudanese Bishop Macram Max Gassis“ empfohlen. Geschrieben hat sie John Ashworth (Verlag: Paulines Publications Africa, 2021; ISBN: 996660216X, 9789966602169; 276 Seiten)

Deckblatt_an angry shepard

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Schnelle Hilfe gefragt!

Tausende Menschen fliehen vor Krieg im Sudan in den Südsudan. (© UNICEF/UN0831619/AFP)
Krieg im Sudan: Tausende Menschen in den Südsudan. Das betrifft insbesondere viele KInder, wie einem Bericht von UNICEF zu entnehmen ist © UNICEF/UN0831619/AFP

Tausende Kriegsflüchtlinge aus dem Sudan brauchen unsere Hilfe!

Der Krieg im Sudan hat einen wachsenden Flüchtlingsstrom in den Südsudan ausgelöst. Diese Flüchtlinge treffen auf eine ohnehin prekäre Versorgungslage im Südsudan, wo Naturkatastrophen, bewaffnete Konflikte und Ernteausfälle das Leben der einheimischen Familien extrem erschweren. Davon sind insbesondere die Kinder betroffen, worauf ein ausführlicher Artikel von Unicef eingeht. Den dazu Artikel finden sie hier.

Die Initiative Pater Stephan e.V. möchte diesen Menschen in der akuten Notlage mit Nahrungsmitteln und Medikamenten helfen.

Um diese Nothilfe leisten zu können, brauchen wir Ihre finanzielle Unterstützung und bitten sie deshalb um eine großzügige Spende:

Spendenkonto:
Initiative Pater Stephan e.V.
Sparkasse Mittelmosel
Konto-Nr.: 600 324 48
BLZ: 587 512 30
IBAN: DE 92 5875 1230 0060 0324 48
SWIFT-BIC: MALADE51BKS

Vielen Dank!

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Alltag im Südsudan: ein Podcast-Tipp

Podcast des Deutschlandfunks über den schwierigen Alltag im Südsudan
In einem informativen Podcast des Deutschlandfunks beschreibt die Autorin Anne Allmeling die äußerst schwierigen Alltagsumstände der Menschen im Südsudan. Hunger, Gewalt, Korruption, die Auswirkungen der Pandemie, Naturkatastrophen, eine extreme hohe Kindersterblichkeit und generelle Unsicherheit bestimmen das Leben der meisten Menschen im Südsudan. Aber es gibt nicht nur Negatives aus dem Alltag im Südsudan zu berichten: „Auch wenn es im Südsudan an fast allem mangelt, so gibt es doch Fortschritte“, heißt es in dem Beitrag. Auch um solche Beispiele geht es in dem Podcast.

Hier der Link zu diesem hörenswerten Bericht:
https://www.deutschlandfunk.de/audiothek?drsearch%3AsearchText=Alltag%20im%20S%C3%BCdsudan&drsearch%3Astations=4f8db02a-35ae-4b78-9cd0-86b177726ec0

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Die Flüchtlingshilfe ist gefährdet

Ukraine-Krieg, Corona und Klimawandel gefährden Flüchtlingshilfe

Die Corona-Pandemie, klimabedingte Krisen und der Ukraine-Krieg verschärfen derzeit soziale Spannungen und schwächen vor allem stark gefährdete Bevölkerungsgruppen. Dadurch ist im Südsudan und anderen Ländern die Flüchtlingshilfe gefährdet. Auf diese besorgniserregende Entwicklung macht die UNO-Flüchtlingshilfe aufmerksam. 

Flüchtlinge warten auf Lebensmittel in Yida im Südsdan
Flüchtlinge warten auf die Verteilung von Lebensmitteln im Flüchtlingscamp Yida im Südsudan

Wegen Kostensteigerung ist die Flüchtlingshilfe gefährdet

Insbesondere der Ukraine-Krieg verschärft die Lage: „Ärmere, von Konflikten und Flüchtlingskrisen betroffene Länder müssen am stärksten unter den globalen Folgen des Krieges leiden“, erklärt Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, dem nationalen Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks. Sie werden durch den eklatanten Anstieg der Rohstoff-, Düngemittel- und Lebensmittelpreise und die Unterbrechung der Versorgungsketten vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. „Durch den Ukraine-Krieg, die Nahrungsmittelknappheit und Preisanstiege nehmen Armut und Hunger zu. Dies wird vor allem vulnerable Menschen treffen. Um die Not lindern zu können, ist eine enge, konzertierte internationale Kooperation erforderlich“, sagt Ruhenstroth-Bauer. 

Weniger Schulbildung und Unterkünfte für Flüchtlinge

Aufgrund der weltweit gestiegenen Kosten benötigt der UNHCR aktuell mehr als eine Milliarde US-Dollar, um zusätzliche Hilfsmaßnahmen für die Ukraine finanzieren und das Niveau für die UNHCR-Operationen außerhalb der Ukraine auf dem Niveau von 2021 halten zu können. Ohne diese Gelder müssten Schutz- und Hilfsleistungen bei den wichtigsten Operationen drastisch gekürzt werden – mit fatalen Folgen: Zwölf Prozent weniger Flüchtlingskinder hätten dann Zugang zu Schulbildung und 25 Prozent weniger Vertriebene erhielten ausreichende Unterkünfte. 

Hilfseinsätze bereits jetzt drastisch unterfinanziert

Der UNHCR hat zwölf Hilfseinsätze identifiziert, die bereits jetzt drastisch unterfinanziert sind. In diesen Ländern leben mehr als 40 Millionen Menschen, für die der UNHCR zuständig ist. Die Hilfsmaßnahmen dort haben einen Gesamtbedarf von rund 3,6 Milliarden US-Dollar, der bisher lediglich zu 22 Prozent finanziert ist. In den betroffenen Ländern sind nur zwischen 16 und 29 Prozent der benötigten Hilfsgelder angekommen: Uganda (16), Demokratische Republik Kongo (16), Sudan (17), Irak (18), Tschad (20), Äthiopien (20), Südsudan (20), Jemen (22), Bangladesch (26), Jordanien (27), Libanon (28) und Kolumbien (29). 

 Text: ots /um; Foto: ips

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1,7 Millionen Hungernde im Südsudan ohne Nahrung

Das Welternährungsprogramm kann Hungernde im Südsudan nicht versorgen, weil Spenden fehlen

Das Welternährungsprogramm (WFP) ist gezwungen, Essensrationen für 1,7 Millionen Hungernde im Südsudan auszusetzen. Als Grund gibt die UN-Organisation an, dass die finanziellen Mittel erschöpft seien. Dies berichtet die Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Demnach reicht das Geld nur noch für 4,4 Millionen Menschen, berichtete Adeyinka Badejo-Sanogo, die amtierende WFP-Direktorin im Südsudan aus der Hauptstadt Juba.

Wie die Agentur weiter mitteilt, hatten die Rationen mit Getreide, Hülsenfrüchten, Speiseöl und Salz im vergangenen Jahr schon einmal halbiert werden müssen. Zwei Drittel der gut elf Millionen Einwohner brauchten eigentlich Unterstützung. „Wir arbeiten, um eine Hungersnot abzuwenden“, sagte Badejo-Sanogo laut Keystone-SDA.

Von mehrere Krisen betroffen

Essensverteilung an Bedürftige im Südsudan (Foto: IPS)

Wie auch wir von der Intiative Pater Stephan (IPS) mehrfach berichteten, hat der Südsudan zeitgleich mit mehreren Krisen zu kämpfen. Dazu zählen etwa die Folgen jährlich auftretender schwerer Überschwemmungen und Dürren sowie kriegerische Auseinandersetzungen, unter anderem wegen Streitigkeiten um Landbesitz. Hinzu kommen jetzt auch noch steigende Lebensmittelpreise wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Laut Agentur braucht das WFP nach eigenen Angaben für dieses Jahr 426 Millionen Dollar (rund 406 Mio Euro) für den Südsudan. Das WFP ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen und erhält seine finanziellen Mittel vor allem von reicheren Ländern. (Keystone-SDA/um)

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Hungersnot im Südsudan nach tödlichen Kämpfen

Tödliche Kämpfe um Landbesitz im Gebiet von Twic County und Agok/Abyei lösten zunächst eine Flüchtlingswelle (wir berichteten) und jetzt auch noch eine  Hungersnot im Südsudan aus. Denn die ohnehin schwierige Versorgung mit Lebensmitteln ist mittlerweile fast vollständig zusammengebrochen. Dies berichtet Pfarrer Kuol aus der Gemeinde Mayen Abun. Demnach sind in den letzten Tagen bereits mehrere Kinder verhungert. Es gibt keine Nahrungsmittel und nicht genügend Wasser. Zudem beschreibt Pfarrer Kuol die hygienischen Zustände als katastrophal.

Flüchtlinge in Mayen Abun (Südsudan), einer Pfarrgemeinde die von der Initiative Pater Stephan e.V. unterstützt wird.
Flüchtlinge in Mayen Abun (Südsudan), einer Pfarrgemeinde die von der Initiative Pater Stephan e.V. unterstützt wird. Die Menschen fliehen vor tödlichen Konflikten in Agok. Dort kämpfen verschiedene Stämme um Landbesitz. Inzwischen herrscht zudem eine Hungersnot, mehrere Kinder sind bereits verhungert.

Bischof appelliert an Konfliktparteien

Inzwischen hat sich der emeritierte Bischof von El Obeid Macram Max Gassis eingeschaltet. In einem offenen Brief ruft er die verfeindeten Parteien dazu auf, die Kämpfe einzustellen und den Konflikt durch einen Dialog friedlich zu lösen. Der Bischof unterstützt seit vielen Jahren mit seiner Hilfsorganisation BGRRF (Bishop Gassis Relief and Rescue Foundation) Gemeinden, Schulen und Ausbildungsstätten in den Regionen Twic und Abyei im Südsudan.  Zudem sorgt BGRRF für Lehrerunterkünfte und baut Brunnen, um den Menschen sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen. BGRRF arbeitet dabei eng mit der Initiative Pater Stephan e.V. zusammen.

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützten möchten, dann können Sie unter diesem LINK tun. Vielen Dank!

 

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Südsudan: Heftige Kämpfe in Twic County und Abyei (1)

Tödliche Kämpfe um Landbesitz lösen eine Flüchtlingswelle aus. Dahinter stehen tiefgründige sozioökonomische Probleme und eine Vernachlässigung der Jugend

Am 10. Februar 2022 brachen in und um den Ort Agok Kämpfe zwischen zwischen zwei Dinka-Stämmen aus (Ngok-Dinka und Twic-Dinka. Am 18 Februar wurde bereits von 25 Toten und vielen Verletzten berichtet, darunter auch Mitarbeiter einer lokalen Hilfsorganisation. Anlass für die tödlichen Konflikte sind offenbar Streitigkeiten um Landbesitz, die vor allem von jungen Leuten ausgetragen werden.

Zerstörtes Geschäftsgelände in Agok
Zerstörtes Geschäftsgelände in Agok

Kämpfe um Landbesitz und viele Flüchtlinge

70.000 Menschen sollen vertrieben worden sein, ihre Häuser zerstört, ihr Besitz vernichtet oder gestohlen. Außerdem haben die Angreifer acht Menschen entführt, darunter drei Jungen und drei Mädchen. Ein Großteil der Bewohner von Agok sind aus dem Ort geflohen, da hier der Brennpunkt der Auseinandersetzungen lag. Dies geht aus einem Bericht der United Nations Interim Security Force for Abyei (Friedensmission der Vereinten Nationen) und einiger ihrer regionalen Partner hervor.

Zerstörtes Gebäude von Mitarbeitern der Hilfsorganisation BGRRF (Bischop Gassis Relief and Rescue Foundation
Zerstörtes Gebäude von Mitarbeitern dder Hilfsorganisation BGRRF (Bischop Gassis Relief and Rescue Foundation

Die Hilfsorganisation BGRRF (Bishop Gassis Relief and Rescue Foundation) mit der auch die Initiative Pater Stephan e.V. vor Ort zusammenarbeitet, hat festgestellt, dass die Kämpfe viele Schulkinder stark traumatisiert haben. Insgesamt berichteten lokale Mitarbeiter von BGRRF Wasser- und Lebensmittelknappheit sowie ausreichenden Schutz als dringendste Bedürfnisse der Bevölkerung.

Schüler, die ihr Examen in Abyei ablegen, nachdem sie aus Agok wegen der Kämpfe evakuiert worden sind
Schüler, die ihr Examen in Abyei ablegen, nachdem sie aus Agok wegen der Kämpfe evakuiert worden sind

Pläne für schnelle Hilfe…

Die UN und einige Partnerorganisationen, darunter BGRRF, beraten über schnelle Hilfsaktionen für die betroffene Bevölkerung. So plant BGRRF die Verteilung von Lebensmittel und Saatgut sowie das Ausheben von zwei Brunnen. Die Verteilung der Lebensmittel wirft keinerlei Probleme auf, aber das Gebiet, in denen die Brunnen gebohrt werden sollen, sind nicht sicher.

…und Probleme bei der Umsetzung

Deshalb wird laut BGRRF jede Unternehmung mit Vertretern der südsudanesischen Regierung und anderen lokalen Partnern abgesprochen.

Abgesehen von der prekären Sicherheitslage müssen sich die Helfer auch mit steigenden Preisen für Güter auseinandersetzten, da alle Märkte im Krisengebiet geschlossen sind. Der Markt von Amiet ist sogar völlig zerstört worden und so fehlen manche Güter in anderen Märkten.

Entscheidend für mögliche Lösungen zum Entschärfen der Krise werden wohl die Ergebnisse und Folgen eines Treffens von UN-Vertretern sowie regionalen und lokalen Hilfsorganisationen am 24.02.2022 sein. Dabei soll über schnelle Hilfe für die betroffene Bevölkerung beraten werden.

Hintergrund der Kämpfe um Landbesitz

Das unabhängige südsudanesische Forschungsinstitut Sudd macht eine verfehlte sozioökonomische Entwicklungspolitik als eigentliche Ursache der tief verwurzelten intraregionalen Spannungen aus, die sich in Kämpfen um Landbesitz zeigen. Dies betrifft sowohl die südsudanesischen Regierung als  auch lokale Politiker  Zwar schienen Streitigkeiten um Landbesitz offensichtliche Ursache der Konflikte zu sein. So würden z.B. einige Politiker die kommunalen Konflikte um Landbesitz durch Presse-Verlautbarungen anheizen, in denen sie Gewalt schüren. Es geht auch darum, wer von den lokalen und regionalen Behörden das Sagen hat, wenn es um den lokalen Markt und die Erträge geht.

Armut und Perspektivlosigkeit als zentrales Übel

Vor allem aber verweist das Sudd-Institut auch die allgegenwärtige Armut: „Armut macht Menschen wütend.“ Und es verweist dabei vor allem auf die Jugend: „Wir haben die Jugendlichen vernachlässigt, die die den Großteil unserer Bevölkerung ausmachen. Solange diese Jugendlichen sich und ihre Familien nicht ernähren, bilden und heilen können, solange sie ihre Fähigkeiten nicht entwickeln und ihren Leidenschaften nicht nachgehen können, solange wird der Südsudan instabil bleiben. Wenn unsere politischen Führer nicht die Bedingungen für größeren Wohlstand in den ländlichen Gebieten schaffen, indem sie das Vermögen unseres Landes in die Menschen investieren, solange wird sich unsere Jugend kriminellen Aktivitäten zuwenden und anfällig bleiben für politisch motivierte Gewalt.“

 

Quellen: Sudd Insitute (South Sudan)

Billy A. Ombisa, Programme Manager, South Sudan

 

 

 

 

 

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