Dauerkrise im Südsudan: bewaffnete Konflikte, Hunger, Vertreibung

Bonn (ots) – Ein aktueller Bericht der UNO-Flüchtlingshilfe über die katastrophale Lage und die Dauerkrise im Südsudan

Sudanesische Flüchtlinge, die im Südsudan ankommen, in einem Land in der Dauerkrise (Foto: IPS)

Die UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), warnt eindringlich vor der sich zuspitzenden humanitären Dauerkrise im Südsudan. Trotz großer Hoffnung auf Frieden und Stabilität nach der Unabhängigkeit am 9. Juli 2011 bleibt die Lage im Land katastrophal. Seit der Abspaltung vom Sudan ist der Südsudan kaum zur Ruhe gekommen, denn bewaffnete Konflikte, Hunger, Vertreibung und die Folgen des Klimawandels bestimmen das Leben vieler Menschen.

„Der Südsudan ist eine der am stärksten vernachlässigten Krisen weltweit. Wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht handelt, dann lassen wir Millionen Menschen – insbesondere Kinder – im Stich“, mahnt Ricarda Brandts, Vorstandsvorsitzende der UNO-Flüchtlingshilfe.

Vergessene Dauerkrise

Die Situation im Südsudan gehört heute zu den sogenannten vergessenen Langzeitkrisen, die einen immensen humanitären Hilfsbedarf haben. Die ohnehin prekäre Situation verschlimmert sich zudem zusehends aufgrund der aktuellen dramatischen Mittelkürzungen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), das gemeinsam mit seinen Partnern in sieben Gouvernements des Südsudan Flüchtlinge, Vertriebene, Rückkehrer und Gastgemeinden schützt und unterstützt, hat für seine Arbeit aktuell nur 17 Prozent der erforderlichen Gelder für 2025 zur Verfügung. Die UNO-Flüchtlingshilfe appelliert daher dringend an die internationale Gemeinschaft, die Hilfe für die Menschen im Südsudan aufzustocken.

Komplexe Krise, massive Überforderung

Ohne einen deutlichen Anstieg von Hilfsgeldern wird sich die Notlage der Menschen weiter verschlechtern, die bereits erschreckende Ausmaße erreicht hat. Im Südsudan müssen 1,9 Millionen Menschen als Vertriebene leben. Mehr als 2,3 Millionen Südsudanesen haben als Flüchtlinge in den Nachbarländern Aufnahme gefunden – allein eine Million in Uganda und fast 620.000 im Sudan, wo ein Bürgerkrieg tobt.

Minderjährige sind besonders betroffen

65 Prozent der südsudanesischen Flüchtlinge sind Minderjährige, die Hauptleidtragenden von Gewalt und Vertreibung. Ernährungsunsicherheit und Hunger sind allgegenwärtig: Die Gesamtzahl der unterernährten Kinder unter fünf Jahren im Südsudan liegt bei 2,3 Millionen, von diesen sind rund 715.000 hochgradig unterernährt. Die extrem komplexe und schwierige Situation wird noch durch die über 1,1 Millionen sudanesischen Flüchtlinge verschärft, die im Südsudan Schutz und Sicherheit vor dem Bürgerkrieg suchen. Sie überfordern die Aufnahmekapazitäten eines der ärmsten Länder der Welt bei Weitem.

Weitere Informationen zum Thema unter folgendem Link:

www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/suedsudan

Anmerkung d. Red.: Der Link führt auch zu Videobeiträgen aus dem Krisengebiet, unter anderem zu einem Video über die aktuellen verheerenden Überschwemmungen im Südsudan.

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IPS fördert „Hilfe für Waisen und verstoßene Kinder“          

In einem Projekt unterstützt die Initiative Pater Stephan Kinder, die durch Krieg und Stammeskonflikte ihre Eltern verloren haben oder ausgesetzt wurden

Einige der Jungen und Mädchen, die als Waisen oder verstoßene KInder durch das IPS-Projekt unterstützt werden

Der Projektplan

Das gemeinsam mit der Initiative Pater Stephan (IPS) entwickelte Projekt zur Unterstützung der am stärksten gefährdeten Kinder – also Waisen und verlassene Kinder – begann erstmals im Jahr 2021. Ziel des Projekts mit dem Namen „Hilfe für Waisen und verlassene Kinder“ war es anfänglich, sechzig Kinder in Twic (genauer: in Turalei, Mayen Abun, Wunrok und Abyei) zu unterstützen. Erfreulicherweise fielen die Ergebnisse in den Jahren 2022 und 2023 überraschend positiv aus. Im Jahr 2022 wurden schließlich 142 gefährdete Kinder in Grund- und weiterführenden Schulen in Twic und Abyei unterstützt, im Jahr 2023 waren es 223 (86 Jungen und 137 Mädchen).

Waisen und verstoßene KInder aus der Grundschulklasse

Den Kreis der unterstützten Schulen erweitert

Die von IPS unterstützten gefährdeten Kinder besuchen nicht nur die von BGRRF geführten Grund- und weiterführenden Schulen in Twic und Abyei. Auch Dorfschulen sowie private und staatliche Grund- und weiterführende Schulen in Twic. Die Solidarität und die christliche Verantwortung veranlassten uns, unsere finanzielle Unterstützung auf die am stärksten gefährdeten Kinder auszudehnen.

Seit 2021 finanzieren wir daher die Schulgebühren und Schulmaterialien für Waisen und verlassene Kinder in Schulen in Abyei und Twic.

Waisenkinder in Abyei im Südsudan

Schlussfolgerungen

Das Projekt zur Unterstützung der am stärksten gefährdeten Kinder hat die IPS 2023 bereits im dritten Jahr erfolgreich abgeschlossen. Wie in den vergangenen zwei Jahren hat das Projekt das Leben dieser gefährdeten Kinder erheblich zum Positiven verändert. Sie sind die unschuldigen Opfer sinnloser Kriege und sinnlosen Hasses, sowie von Vernachlässigung und Diskriminierung.

Die finanzielle Unterstützung von IPS sorgt dafür, dass den Kindern durch die Schulbildung auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu Teil wird. Zudem bietet die Schule ihnen den notwendigen Schutz vor Gewalt und Hunger. Gemeinsam und durch Gottes Gnade und seinen Segen stärken wir die nächste Generation im Südsudan.

Schließlich appelliere ich im Namen der Waisen und verlassenen Kinder eindringlich an alle Spender der Initiative Pater Stephan (IPS), dieses lebensnotwendige und lebensverändernde Projekt zu unterstützen. Im Psalm 41:1-2 steht:

„Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; der Herr wird ihn erretten am Tag des Unheils.“ (Lutherbibel 2017).

Danke und möge der Gute Herr  alle Spender reichlich segnen und beschützen!

Ihr Pfarrer Kuol Akech Dut

(Redaktion: G. Haldenwang; U. Mannsbart)

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Neues aus den Nubabergen!

Trotz Krieg, Hunger, Zerstörung und Naturkatstrophen gibt es Zeichen der Hoffnung: In Kauda in den Nubabergen initiierte die IPS den Weiterbau des Anne-Katrin-Frauenzentrums. Dort wurde 2020 mit dem Bau begonnen u. a. mit der Absicht, Gleichberechtigung zu ermöglichen und Frauen sozial und wirtschaftlich zu fördern.

Leider konnte das Zentrum im Jahr 2021 aufgrund von Geldmangel nicht fertiggestellt werden. Aber im Januar 2025 erhielt die Gemeinde Kauda über die Initiative Pater Stephan Gelder, um den Weiterbau des Frauenzentrums zu ermöglichen. An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei der Antonia-Ruut-Stiftung und bei Familie Feigl für ihre großzügige Unterstützung.

Kauda Grundriss
Grundriss des Anne-Katrin-Women-Center

Ein Komitee bestehend aus Mitarbeitern der IPS plante den Weiterbau in drei Phasen. Mitarbeiter unserer Partnerorganisation BGRRF (Bishop Gassis Relief & Rescue Foundation) in Kauda sowie eine Ordensschwester und der Gemeindepfarrer unterstützten sie dabei.

Die Verantwortlichen des Anne-Katrin-Frauenzentrums
Die Gebäude des Anne-Katrin-Frauenzentrums in Kauda nach dem Baustop
Bauarbeiter im Innenof des Anne-Katrin-Frauenzentrums

Bauarbeiter im Innenof des Anne-Katrin-Frauenzentrums
Bauarbeiter im Innenof des Anne-Katrin-Frauenzentrums nach der Renovierung

Was bisher erreicht wurde

Die erste Phase wurde bereits abgeschlossen (siehe Fotos oben). An dem etwas heruntergekommenen Gebäude wurden Schäden ausgebessert, unter anderem an den Böden. Auch die Außen- und Innenwände des Gebäudes erhielten einen neuen Anstrich.

Damit Frauen schon Tätigkeiten in den Gebäuden aufnehmen konnten, erhielten sie zwei Tretnähmaschinen und Nähmaterialien.  

Frauen in Kauda freuen sich über die neuen Nähmaschinen
Frauen im Zentrum freuen sich über die neuen Nähmaschinen

Geplant sind außerdem Workshops für:

  • Alphabetisierung
  • Gemüse-Gartebau
  • Methoden, um Lebensmittel zu konservieren
  • Schmuckherstellung
  • Hygienemaßnamen
  • Herstellung von Seife und Waschmitteln
  • Knüpf- und Webarbeiten

Das Frauenzentrum soll auch ein Ort der Begegnung, des Austausches und für die Verarbeitung psychischer Leiden werden, die durch Gewalt verursacht wurden. Im Anne-Katrin-Frauenzentrum haben Frauen teilweise schon die Arbeit aufgenommen. Anlässlich der Eröffnungsfeier am 13.06.2025 bedankten sich die Frauen mit Tänzen, Gesängen und Lobreden bei allen, die dazu beigetragen haben, dass „ihr“ Zentrum endlich fertiggestellt ist.

In ihren Dankesreden und sogar in Liedtexten offenbart sich die Bedeutung des Anne-Katrin-Frauenzentrums als „Leuchtturm der Hoffnung“ für eine bessere Zukunft.

Eröffnungszeremonie im Innenhof des renovierten Frauenzentrums

Was noch fehlt

Für die zweite Phase werden benötigt:

  • Solaranlage für die Stromerzeugung
  • Drei elektrische Nähmaschinen
  • Samen und Geräte für den Gartenbau
  • Grundstoffe für die Produktion von Seifen und Waschmitteln
  • Wolle und Stoffe zur Weiterverarbeitung
  • Innenausstattung (Wandtafeln,Tische, Stühle)
  • Unterrichtsmaterialien (Stifte, Notizblöcke, Schulbücher u.a.)
  • Behälter zur Konservierung von Lebensmitteln

Für diese Maßnahmen der zweiten Phase benötigen wir ein Budget von ca. 20.000 Euro.

Deshalb bittet die Initiative Pater Stephan um Ihre großzügige Unterstützung für dieses wegweisende Frauenprojekt.

Vielen Dank für Ihre Solidarität!

Ihre Gabriele Haldenwang

Initiative Pater Stephan e.V.

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Bischof Macram ist von uns gegangen

Der Tod von Bischof Macram Max Gassis lässt eine wichtige Stimme für den Frieden im Sudan und Südsudan für immer verstummen

Bischof Macram Max Gassis
Bischof Macram Max Gassis *21. Sept. 1938 + 4. Juni 2023

Mit tiefer Trauer und schwerem Herzen nehmen wir Abschied von Bischof Macram Max Gassis, einem wahren Humanisten und einem lieben Freund der Initiative Pater Stephan e.V. (IPS). Er war ein unermüdlichen Kämpfer für Menschlichkeit, Bildung und Entwicklung.

Bischof Macram starb am 4. Juni 2023 im Alter von 84 Jahren und hinterlässt ein außergewöhnliches Vermächtnis.  

Mit großer Hingabe und unermüdlicher Energie kämpfte er für die Menschen in den Nubabergen im Sudan und in der Region Twic im Südsudan. Er setzte sich vor allem für die Entwicklung der von Kriegen gezeichneten Länder ein.  

Bischof Macram war ein Mann von tiefem Mitgefühl, dessen Einsatz für das Wohl anderer keine Grenzen zu kennen schien. Durch seine bemerkenswerte Arbeit brachte er Hoffnung in Gemeinschaften, die von Konflikten und Not schwer gezeichnet waren.

Unermüdlich auf das Leid der Menschen aufmerksam gemacht

Im Laufe seines Lebens stellte sich Bischof Macram furchtlos den Herausforderungen, mit denen die Menschen in den Nubabergen und im Südsudan konfrontiert waren. Er arbeitete unermüdlich daran, die Weltöffentlichkeit auf das Leid der Menschen aufmerksam zu machen. In seinen engagierten Auftritten im Ausland legte er schonungslos die Christenverfolgungen und vielfachen Menschenrechtsverletzungen im Sudan offen. Deshalb verfolgte ihn das islamisch-fundamentalistische Regime und sein Leben war in Gefahr, was ihn wiederum ins Exil zwang.

Schulen gebaut und Bildungsprogramme ins Leben gerufen

Bischof Macrams Glaube an die Kraft der Bildung war tief verwurzelt und veranlasste ihn zur Gründung von Schulen und Bildungsprogrammen.  So konnten und können Generationen von jungen Menschen das Wissen und die Chancen für eine bessere Zukunft erhalten. Denn er war davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel ist, um den Teufelskreis von Armut und Gewalt zu durchbrechen.

Krankenhäuser und Brunnen errichtet

Darüber hinaus ließ er Krankenhäuser bauen und Brunnen errichten, damit die Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhielten. Um seine Ziele zu verwirklichen, reiste er vom Exil in Nairobi aus um die Welt: Er fungierte dabei als Stimme der Menschen in den Nubabergen und im Südsudan und sammelte Gelder für seine Hilfsprojekte.

Wir von der IPS unterstützen diese Projekte seit über 20 Jahren und werden dies auch weiterhin tun.

Bischof Macram mit südsudanesischen Gemeindepriestern
Bischof Macram mit südsudanesischen Gemeindepriestern
Bischof Macram mit Ordensschwestern im Südsudan
Bischof Macram mit Ordensschwestern im Südsudan
Der Bischof in der Abtei Himmerod anläßlich der Weltgebetsnacht
Der Bischof in der Abtei Himmerod anläßlich der Weltgebetsnacht

Geschätzter und respektierter Freund

Bischof Macram war ein geschätzter und respektierter Freund unserer Initiative und teilte unsere Vision einer gerechten Welt ohne Konflikte und Zwietracht.  Die Zusammenarbeit mit ihm und seine Freundschaft waren für uns von unschätzbarem Wert.

Wir werden ihn sehr vermissen und uns weiter von seiner Vision leiten lassen.

Möge er in Frieden ruhen

Der Vorstand der Initiative Pater Stephan

(Text: G. Haldenwang/U. Mannsbart; Fotos: IPS)

Anmerkung der Redaktion: Wer gerne mehr über Bischof Macram erfahren möchte, dem sei die Biographie „An Angry Shepard: Sudanese Bishop Macram Max Gassis“ empfohlen. Geschrieben hat sie John Ashworth (Verlag: Paulines Publications Africa, 2021; ISBN: 996660216X, 9789966602169; 276 Seiten)

Deckblatt_an angry shepard

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Schnelle Hilfe gefragt!

Tausende Menschen fliehen vor Krieg im Sudan in den Südsudan. (© UNICEF/UN0831619/AFP)
Krieg im Sudan: Tausende Menschen in den Südsudan. Das betrifft insbesondere viele KInder, wie einem Bericht von UNICEF zu entnehmen ist © UNICEF/UN0831619/AFP

Tausende Kriegsflüchtlinge aus dem Sudan brauchen unsere Hilfe!

Der Krieg im Sudan hat einen wachsenden Flüchtlingsstrom in den Südsudan ausgelöst. Diese Flüchtlinge treffen auf eine ohnehin prekäre Versorgungslage im Südsudan, wo Naturkatastrophen, bewaffnete Konflikte und Ernteausfälle das Leben der einheimischen Familien extrem erschweren. Davon sind insbesondere die Kinder betroffen, worauf ein ausführlicher Artikel von Unicef eingeht. Den dazu Artikel finden sie hier.

Die Initiative Pater Stephan e.V. möchte diesen Menschen in der akuten Notlage mit Nahrungsmitteln und Medikamenten helfen.

Um diese Nothilfe leisten zu können, brauchen wir Ihre finanzielle Unterstützung und bitten sie deshalb um eine großzügige Spende:

Spendenkonto:
Initiative Pater Stephan e.V.
Sparkasse Mittelmosel
Konto-Nr.: 600 324 48
BLZ: 587 512 30
IBAN: DE 92 5875 1230 0060 0324 48
SWIFT-BIC: MALADE51BKS

Vielen Dank!

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Alltag im Südsudan: ein Podcast-Tipp

Podcast des Deutschlandfunks über den schwierigen Alltag im Südsudan
In einem informativen Podcast des Deutschlandfunks beschreibt die Autorin Anne Allmeling die äußerst schwierigen Alltagsumstände der Menschen im Südsudan. Hunger, Gewalt, Korruption, die Auswirkungen der Pandemie, Naturkatastrophen, eine extreme hohe Kindersterblichkeit und generelle Unsicherheit bestimmen das Leben der meisten Menschen im Südsudan. Aber es gibt nicht nur Negatives aus dem Alltag im Südsudan zu berichten: „Auch wenn es im Südsudan an fast allem mangelt, so gibt es doch Fortschritte“, heißt es in dem Beitrag. Auch um solche Beispiele geht es in dem Podcast.

Hier der Link zu diesem hörenswerten Bericht:
https://www.deutschlandfunk.de/audiothek?drsearch%3AsearchText=Alltag%20im%20S%C3%BCdsudan&drsearch%3Astations=4f8db02a-35ae-4b78-9cd0-86b177726ec0

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1,7 Millionen Hungernde im Südsudan ohne Nahrung

Das Welternährungsprogramm kann Hungernde im Südsudan nicht versorgen, weil Spenden fehlen

Das Welternährungsprogramm (WFP) ist gezwungen, Essensrationen für 1,7 Millionen Hungernde im Südsudan auszusetzen. Als Grund gibt die UN-Organisation an, dass die finanziellen Mittel erschöpft seien. Dies berichtet die Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Demnach reicht das Geld nur noch für 4,4 Millionen Menschen, berichtete Adeyinka Badejo-Sanogo, die amtierende WFP-Direktorin im Südsudan aus der Hauptstadt Juba.

Wie die Agentur weiter mitteilt, hatten die Rationen mit Getreide, Hülsenfrüchten, Speiseöl und Salz im vergangenen Jahr schon einmal halbiert werden müssen. Zwei Drittel der gut elf Millionen Einwohner brauchten eigentlich Unterstützung. „Wir arbeiten, um eine Hungersnot abzuwenden“, sagte Badejo-Sanogo laut Keystone-SDA.

Von mehrere Krisen betroffen

Essensverteilung an Bedürftige im Südsudan (Foto: IPS)

Wie auch wir von der Intiative Pater Stephan (IPS) mehrfach berichteten, hat der Südsudan zeitgleich mit mehreren Krisen zu kämpfen. Dazu zählen etwa die Folgen jährlich auftretender schwerer Überschwemmungen und Dürren sowie kriegerische Auseinandersetzungen, unter anderem wegen Streitigkeiten um Landbesitz. Hinzu kommen jetzt auch noch steigende Lebensmittelpreise wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Laut Agentur braucht das WFP nach eigenen Angaben für dieses Jahr 426 Millionen Dollar (rund 406 Mio Euro) für den Südsudan. Das WFP ist eine Unterorganisation der Vereinten Nationen und erhält seine finanziellen Mittel vor allem von reicheren Ländern. (Keystone-SDA/um)

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Hungersnot im Südsudan nach tödlichen Kämpfen

Tödliche Kämpfe um Landbesitz im Gebiet von Twic County und Agok/Abyei lösten zunächst eine Flüchtlingswelle (wir berichteten) und jetzt auch noch eine  Hungersnot im Südsudan aus. Denn die ohnehin schwierige Versorgung mit Lebensmitteln ist mittlerweile fast vollständig zusammengebrochen. Dies berichtet Pfarrer Kuol aus der Gemeinde Mayen Abun. Demnach sind in den letzten Tagen bereits mehrere Kinder verhungert. Es gibt keine Nahrungsmittel und nicht genügend Wasser. Zudem beschreibt Pfarrer Kuol die hygienischen Zustände als katastrophal.

Flüchtlinge in Mayen Abun (Südsudan), einer Pfarrgemeinde die von der Initiative Pater Stephan e.V. unterstützt wird.
Flüchtlinge in Mayen Abun (Südsudan), einer Pfarrgemeinde die von der Initiative Pater Stephan e.V. unterstützt wird. Die Menschen fliehen vor tödlichen Konflikten in Agok. Dort kämpfen verschiedene Stämme um Landbesitz. Inzwischen herrscht zudem eine Hungersnot, mehrere Kinder sind bereits verhungert.

Bischof appelliert an Konfliktparteien

Inzwischen hat sich der emeritierte Bischof von El Obeid Macram Max Gassis eingeschaltet. In einem offenen Brief ruft er die verfeindeten Parteien dazu auf, die Kämpfe einzustellen und den Konflikt durch einen Dialog friedlich zu lösen. Der Bischof unterstützt seit vielen Jahren mit seiner Hilfsorganisation BGRRF (Bishop Gassis Relief and Rescue Foundation) Gemeinden, Schulen und Ausbildungsstätten in den Regionen Twic und Abyei im Südsudan.  Zudem sorgt BGRRF für Lehrerunterkünfte und baut Brunnen, um den Menschen sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen. BGRRF arbeitet dabei eng mit der Initiative Pater Stephan e.V. zusammen.

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützten möchten, dann können Sie unter diesem LINK tun. Vielen Dank!

 

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Südsudan: Heftige Kämpfe in Twic County und Abyei (1)

Tödliche Kämpfe um Landbesitz lösen eine Flüchtlingswelle aus. Dahinter stehen tiefgründige sozioökonomische Probleme und eine Vernachlässigung der Jugend

Am 10. Februar 2022 brachen in und um den Ort Agok Kämpfe zwischen zwischen zwei Dinka-Stämmen aus (Ngok-Dinka und Twic-Dinka. Am 18 Februar wurde bereits von 25 Toten und vielen Verletzten berichtet, darunter auch Mitarbeiter einer lokalen Hilfsorganisation. Anlass für die tödlichen Konflikte sind offenbar Streitigkeiten um Landbesitz, die vor allem von jungen Leuten ausgetragen werden.

Zerstörtes Geschäftsgelände in Agok
Zerstörtes Geschäftsgelände in Agok

Kämpfe um Landbesitz und viele Flüchtlinge

70.000 Menschen sollen vertrieben worden sein, ihre Häuser zerstört, ihr Besitz vernichtet oder gestohlen. Außerdem haben die Angreifer acht Menschen entführt, darunter drei Jungen und drei Mädchen. Ein Großteil der Bewohner von Agok sind aus dem Ort geflohen, da hier der Brennpunkt der Auseinandersetzungen lag. Dies geht aus einem Bericht der United Nations Interim Security Force for Abyei (Friedensmission der Vereinten Nationen) und einiger ihrer regionalen Partner hervor.

Zerstörtes Gebäude von Mitarbeitern der Hilfsorganisation BGRRF (Bischop Gassis Relief and Rescue Foundation
Zerstörtes Gebäude von Mitarbeitern dder Hilfsorganisation BGRRF (Bischop Gassis Relief and Rescue Foundation

Die Hilfsorganisation BGRRF (Bishop Gassis Relief and Rescue Foundation) mit der auch die Initiative Pater Stephan e.V. vor Ort zusammenarbeitet, hat festgestellt, dass die Kämpfe viele Schulkinder stark traumatisiert haben. Insgesamt berichteten lokale Mitarbeiter von BGRRF Wasser- und Lebensmittelknappheit sowie ausreichenden Schutz als dringendste Bedürfnisse der Bevölkerung.

Schüler, die ihr Examen in Abyei ablegen, nachdem sie aus Agok wegen der Kämpfe evakuiert worden sind
Schüler, die ihr Examen in Abyei ablegen, nachdem sie aus Agok wegen der Kämpfe evakuiert worden sind

Pläne für schnelle Hilfe…

Die UN und einige Partnerorganisationen, darunter BGRRF, beraten über schnelle Hilfsaktionen für die betroffene Bevölkerung. So plant BGRRF die Verteilung von Lebensmittel und Saatgut sowie das Ausheben von zwei Brunnen. Die Verteilung der Lebensmittel wirft keinerlei Probleme auf, aber das Gebiet, in denen die Brunnen gebohrt werden sollen, sind nicht sicher.

…und Probleme bei der Umsetzung

Deshalb wird laut BGRRF jede Unternehmung mit Vertretern der südsudanesischen Regierung und anderen lokalen Partnern abgesprochen.

Abgesehen von der prekären Sicherheitslage müssen sich die Helfer auch mit steigenden Preisen für Güter auseinandersetzten, da alle Märkte im Krisengebiet geschlossen sind. Der Markt von Amiet ist sogar völlig zerstört worden und so fehlen manche Güter in anderen Märkten.

Entscheidend für mögliche Lösungen zum Entschärfen der Krise werden wohl die Ergebnisse und Folgen eines Treffens von UN-Vertretern sowie regionalen und lokalen Hilfsorganisationen am 24.02.2022 sein. Dabei soll über schnelle Hilfe für die betroffene Bevölkerung beraten werden.

Hintergrund der Kämpfe um Landbesitz

Das unabhängige südsudanesische Forschungsinstitut Sudd macht eine verfehlte sozioökonomische Entwicklungspolitik als eigentliche Ursache der tief verwurzelten intraregionalen Spannungen aus, die sich in Kämpfen um Landbesitz zeigen. Dies betrifft sowohl die südsudanesischen Regierung als  auch lokale Politiker  Zwar schienen Streitigkeiten um Landbesitz offensichtliche Ursache der Konflikte zu sein. So würden z.B. einige Politiker die kommunalen Konflikte um Landbesitz durch Presse-Verlautbarungen anheizen, in denen sie Gewalt schüren. Es geht auch darum, wer von den lokalen und regionalen Behörden das Sagen hat, wenn es um den lokalen Markt und die Erträge geht.

Armut und Perspektivlosigkeit als zentrales Übel

Vor allem aber verweist das Sudd-Institut auch die allgegenwärtige Armut: „Armut macht Menschen wütend.“ Und es verweist dabei vor allem auf die Jugend: „Wir haben die Jugendlichen vernachlässigt, die die den Großteil unserer Bevölkerung ausmachen. Solange diese Jugendlichen sich und ihre Familien nicht ernähren, bilden und heilen können, solange sie ihre Fähigkeiten nicht entwickeln und ihren Leidenschaften nicht nachgehen können, solange wird der Südsudan instabil bleiben. Wenn unsere politischen Führer nicht die Bedingungen für größeren Wohlstand in den ländlichen Gebieten schaffen, indem sie das Vermögen unseres Landes in die Menschen investieren, solange wird sich unsere Jugend kriminellen Aktivitäten zuwenden und anfällig bleiben für politisch motivierte Gewalt.“

 

Quellen: Sudd Insitute (South Sudan)

Billy A. Ombisa, Programme Manager, South Sudan

 

 

 

 

 

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Video: Gefährliche Kampfmittel-Beseitigung im Südsudan

Der Nachrichtensender euronews macht  in einem Video auf ein gravierendes Problem aufmerksam, das selten erwähnt wird: die extrem gefährliche Beseitigung von Minen und anderen Kampfmitteln in aktuellen oder ehemaligen Kriegsgebieten. Dieses Problem besteht in vielen Ländern, die von bewaffneten Konflikten  betroffen  sind oder waren. In folgendem Video (siehe Link am Ende des Textes) geht es exemplarisch um die Beseitigung von Minen im Südsudan. um https://de.euronews.com/video/2022/01/28/gefahrliches-erbe-verborgene-kampfmittel-im-sudsudan-werden-entscharft

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